Carl Anwandter

Carl Anwandter verbindet Calau mit der südchilenischen Stadt Valdivia

 

 

24.09.1850:


Das Segelschiff „Hermann“ mit 84 Passagieren an Bord befindet sich in der Nähe des Kap Horn im Atlantischen Ozean. Seit fast drei Monaten trotzen die Fahrgäste allen Unannehmlichkeiten und Risiken dieser unendlich langen Seereise von Hamburg nach Valdivia. Unwetter, Seekrankheit, verdorbene Schiffskost lassen den Mut der deutschen Auswanderer nicht sinken. Unter ihnen – Carl Anwandter, Apotheker aus Calau. Hinter ihm liegt seine Heimat, die er verlässt, weil sie ihm die Möglichkeit zur Verwirklichung seiner Ideale nicht gibt. Vor ihm liegt der fremde Kontinent Südamerika. Am 12.11.1850 wird das Segelschiff im chilenischen Hafen von Corral einlaufen. Die von Bord gehenden Deutschen werden einen Vertrag über den Kauf von Land auf der Insel Teja mit der Behörde Valdivias ab-schließen. Der deutsche Siedler Carl Anwandter wird bald zum chilenischen Staatsbürger Carlos Anwandter. Es beginnt ein Le-bensabschnitt voller Pioniergeist, Schöpferkraft und Selbstverwirklichung.

153 Jahre später.

 

 

24.09.2003:


12 Schüler und Schülerinnen des Carl-Anwandter-Gymnasiums Calau, an ihrer Seite der Schulleiter Bernd Kunze und zwei weitere Lehrer, befinden sich an Bord eines Airbusses. In 18 Stunden werden sie die Strecke von Frankfurt/Main nach Santiago bewältigen. Dort wird sie der Leiter des Historischen Archivs „Emilio Held“ in Santiago und direkte Nachkomme Carl Anwandters, Herr Peter Schmid Anwandter, herzlich empfangen. Danach werden sie für drei Wochen Gäste des Instituto Alemán Carlos Anwandter in Valdivia sein. Carl Anwandter gehört zweifellos zu den ganz wichtigen Persönlichkeiten der Calauer Stadtgeschichte. An den großen Sohn Calaus erinnern heute die Anwandter-Apotheke in der Cottbuser Straße (befindlich am historischen Ort – in Anwandters Wohn- und Geschäftshaus), die Anwandterstraße (dort wohnt Herr Fritz Jänchen, der als Stadtchronist seit Jahrzehnten die Kontakte zur Anwandter-Familie pflegt), das Calauer Heimatmuseum mit Originalzeugnissen aus dem Leben Anwandters, die Anwandter-Stube im Ratskeller (empfehlenswert ist das Anwandter-Menü) und ein Verein, der „Freundeskreis Calau–Valdivia e.V.“, mit seinen jährlichen Konzerten zum Gedenken an den Calauer Apotheker. Vor allem aber das ehemalige Calauer Gymnasium wurde eine Institution in Sachen „Anwandter“: Am 15.06.1996 erfolgte die feierliche Verleihung des Namens „Carl Anwandter“ in Anwesenheit von Nachfahren Anwandters und des chilenischen Generalkonsuls Rodolfo Berlinger. Die bewegende Feierstunde wurde umrahmt von einem von Gymnasiasten aufgeführten historischen Theaterstück, das das Leben Carl An-wandters in Calau nachstellte. Bereits ein Vierteljahr später reis-te die erste Delegation der Schule nach Valdivia, ihr folgten bis 2003 vier weitere Schülergruppen. Seit 1997 beherbergen Familien aus Calau und Umgebung für drei Monate im Jahr Gastschüler aus der deutschen Schule in Valdivia, die 1858 von Carl Anwandter gegründet wurde und an der er selbst unentgeltlich als Lehrer arbeitete. Die chilenischen Ju-gendlichen lernen in dieser Zeit am Calauer Gymnasium, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, mehr über das Leben in Deutschland und in Europa zu erfahren, aber besonders auch um feste Freundschaften mit jungen Deutschen zu schließen, Freundschaften, die über den Aufenthalt in Calau hinausreichen. Carl Anwandter verbindet Menschen von zwei über 14.000 km entfernten Staaten auf zwei verschiedenen Kontinenten. Durch ihn besteht eine enge Bindung zwischen Jugendlichen aus Calau und Valdivia.

Die neue Carl-Anwandter-Schule wird ihren eigenen Weg gehen und den Namen Anwandter in die Zukunft tragen.

 

 

Biografie Carl Anwandters